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Global denken, gemeinsam lokal handeln - das 31. Internationale Landjugendseminar in Herrsching

30. 08. 2023

Unter dem Motto „Global denken, gemeinsam lokal handeln“ kamen 77 Teilnehmende aus 46 Ländern für zwei Wochen diesen August nach Herrsching in das Haus der bayerischen Landwirtschaft (HdbL). Im Mittelpunkt des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veranstalteten Seminars stand es, persönliche Kompetenzen auszubauen, eigene Erfahrungen zu teilen und Netzwerke zu bilden sowie persönliche Aktionspläne zu entwickeln. 


Die BBV-LIZ konnte erneut zwei junge Frauen des kenianischen Dachverbandes WoFaAK zu diesem einzigartigen Seminar einladen. Wir haben Antonina Kagwiria und Lavina Odungo ein paar Fragen gestellt. Lesen sie hier ihre Antworten und Eindrücke.

 

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Antoninah Kagwiria

 

1.    Können Sie sich bitte vorstellen? 
Mein Name ist Antoninah Kagwiria aus dem County Tharaka Nithi in Zentralkenia.

Ich bin eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, mein Sohn ist 18, meine Tochter ist 15 Jahre alt.

Ich habe ein Diplom in Verkauf und Marketing vom Institute of Commercial Management London (ICM London). Außerdem habe ich ein Diplom in Betriebswirtschaftslehre von der Mount Kenya University.Ich engagiere mich in Frauengruppen als Mentorin für junge Frauen.

Was machen Sie beruflich? 
Ich bin Landwirtin, spezialisiert auf Schweine der Rasse "Large White". Ich verkaufe sie mit 70 kg.

Wie verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?
Mit der Landwirtschaft.

 

2.    Der Dachverband WoFaAK - sind Sie Mitglied? 
Ja, ich bin eingetragenes Mitglied. Ich sitze im Vorstand der Women Farmers Association of Kenya und vertrete die Jugend in Tharaka Nithi County.

Was hat Sie dazu bewogen, Mitglied zu werden? 
Ich fand, dass WoFaAK ein ideales Forum ist, in dem Bäuerinnen in Kenia die Möglichkeit haben, Ideen auszutauschen und neue Ideen zu entwickeln; es gab und gibt mir eine Plattform, um meine Ideen zu teilen. 
Was erhoffen Sie sich von WoFaAK? 
Wachstum und Erweiterung meines Netzwerks.

Was könnte Ihr Beitrag zu WoFaAK sein?
Die Vorstellung zu überwinden, dass Landwirtschaft nur von den Geringsten in der Gesellschaft betrieben wird und dass Landwirtschaft nicht zu finanzieller Freiheit führen kann.

 

3.    Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für Landfrauen in Kenia? 
Die Förderung von hochwertigem Saatgut und besseren Rassen für die bäuerlichen Betriebe.

Was wäre Ihr nächster Schritt in diese Richtung?
Die Bezirksregierung von Tharaka Nithi um Fördermittel bitten.

 

4.    Kann dieses Seminar zu einer nachhaltigen Entwicklung der ländlichen Gebiete und zur Stärkung der Landwirtschaft in Ihrem Land beitragen?
JA, das kann es.

 

5.    Was nehmen Sie von diesem Seminar mit nach Hause? 
Es war eine großartige Gelegenheit, sich mit Teilnehmern aus 49 Ländern weltweit auszutauschen, und hier sehr erfahrene Führungskräfte und großartige Landwirte zu treffen. Landwirtschaft macht Spaß und kann zu finanzieller Freiheit führen.

Was ist Ihr Plan - wie werden Sie die Erkenntnisse aus diesem Seminar weitergeben?
Meine Idee ist: "Stärkung der Frauen bei der Arbeit im Gemüsegarten in Kenia" ich stelle mir das so vor:
Ein Gemüsegarten ist ein Garten, in dem Pflanzen (z. B. Gemüse oder Kräuter) zur Verwendung in der Küche angebaut werden. Eine Frau in Kenia leistet einen wichtigen Beitrag zur Ernährung ihrer Familie. Frauen, die durch gesunde Lebensmittel körperlich gestärkt sind, setzen sich eher für die Gleichstellung der Geschlechter ein, erziehen ihre Kinder und tragen positiv zur Entwicklung der Gemeinschaft bei.

Vorteile eines Gemüsegartens
- Gesündere Ernährung. Der Anbau eines Gemüsegartens liefert frisches, gesundes Obst und Gemüse, das frei von Pestiziden und anderen Chemikalien ist. 
- Stressabbau. Gartenarbeit ist eine gute Möglichkeit zur Entspannung und zum Stressabbau. 
- Vorteile für die Umwelt und Finanzielle Einsparungen für die Familie.
- Sinn für Gemeinschaft.
- Nachhaltige Gartenarbeit.

Wie und wer ?Ich möchte den Gemüsegarten selbst anlegen und andere Frauen dazu ermutigen, meinen Garten zu besuchen und Erfahrungen von mir zu sammeln. Ich biete ihnen technische Unterstützung und Schulungen an. 

Wann ?  Erste Septemberwoche: Ich werde in der ersten Septemberwoche mit der Bepflanzung meines Gartens beginnen. Nach einem Monat, d.h. im Oktober, werde ich die Frauen zu einem Besuch einladen und sie mit Setzlingen für ihren Garten unterstützen. Im November möchte ich dann noch mehr Setzlinge an alle interessierten Mitglieder verteilen.
Wo?  In meinem Gemüsegarten in Chogoria, Kenia.

Ressourcen: Im Moment werde ich das Projekt selbst finanzieren.


6.    Rückblickend - was hat Ihnen an diesem Seminar gefallen? 
Das Seminar war rundum sehr interaktiv und hat mein Netzwerk vergrößert.  Endlich habe ich eine größere Gruppe, die ich konsultieren kann, wenn es darum geht, die Situation der Frauen auf dem Land zu verbessern und ihnen wieder Hoffnung zu geben.

 

7.    Was hat Sie hier in Deutschland/Bayern wirklich überrascht?
Das Wetter, dass die Tage länger sind als die Nächte. Das wunderbare Essen und das sehr gastfreundliche Personal.
Wenn Sie noch etwas sagen möchten...

Ich danke Ihnen sehr für diese Plattform, die Sie mir geboten haben. Ich bin voller neuer Ideen und neuer Energie nach Hause zurückgekehrt und bereit, sie mit allen meinen Mitgliedern zu teilen.
Danke, Madame Angelica und Madame Nathalie, für die große Herzlichkeit und dafür, dass ihr mir den Aufenthalt so angenehm gemacht habt. Nicht ein einziges Mal  hatte ich Heimweh.

 

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Lavina Odungo

 

1. Können Sie sich bitte vorstellen? 
Mein Name ist Lavina Odungo aus dem County Siaya in Westkenia.

Mein Lieblingsgericht ist gebratener Fisch, Kachumbari und Ugali (Maisbrei).
Ich studiere derzeit Informatik und konzentriere mich auf Datenwissenschaft und Anwenderfreundlichkeit.

Ich betreibe Landwirtschaft auf unserem Familienbetrieb und konzentriere mich hauptsächlich auf den Anbau von Sorghum und Chiasamen.
Meine Eltern haben mich dazu inspiriert, Landwirtschaft zu betreiben. Sie sind beide leidenschaftliche Landwirte und haben es verstanden, mich über das Thema und seine Bedeutung aufzuklären und mir zu zeigen, wie ich es als Einkommensquelle nutzen kann.
Mit dieser Landwirtschaft bezahle ich auch meine Studiengebühren für den Campus.

 

2. Der Dachverband WoFaAK - sind Sie Mitglied? 
Ich bin ein aktives Jugendmitglied der WoFaAK-Gemeinschaft.

 

3. Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für Frauen auf dem Land in Kenia? 
Was wären Ihre nächsten Schritte in diese Richtung?
a) Tröpfchenbewässerung, um zu vermeiden, dass man sich zu sehr auf die Niederschläge verlässt.

Dies kann durch das Recycling von gebrauchten Plastikflaschen erreicht werden.

b) Verbesserung der Vermarktung, als Landfrauenverband können wir schon vor der Aussaat Abnehmer für unsere Produkte finden, so dass die Menschen nach der Ernte einen sicheren Markt haben.


4. Was denken Sie - kann dieses Seminar zu einer nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums und zur Stärkung der Landwirtschaft in Ihrem Land beitragen?
Das Seminar war sehr hilfreich. Es gab ein Thema zur Ernährungssicherheit, das mein Interesse geweckt hat. Wir können die Ernährungssicherheit erhöhen, indem wir die Menschen darin schulen, wie man intelligente Landwirtschaft betreibt. Wir sollten uns nicht nur auf die Quantität, sondern auch auf die Qualität der Erzeugnisse konzentrieren. Wir müssen uns auf die Verbesserung der Produktion, den Markt und die Menschen konzentrieren. Dazu müssen wir Lösungen finden für Fragen des Klimawandels, der Modernisierung unserer veralteten Technologie und die Verbesserung des Bildungsdefizites in der Landwirtschaft. Durch die Beantwortung dieser Fragen können wir die Ernährungssicherheit in unseren Gebieten verbessern und sie auf unsere Region und schließlich auf unser Land als Ganzes ausweiten.

 

5.  Was nehmen Sie von diesem Seminar mit nach Hause? 
Was ist Ihr Plan - wie werden Sie die Erkenntnisse aus diesem Seminar umsetzen?
Wir haben über Führung und Qualitäten einer guten Führungskraft, Teamarbeit und Konfliktlösung gesprochen. Ich habe eine Besprechung mit meiner Vorgesetzten der WoFaAK, bei der ich ihr von all diesen Themen erzählen werde. Wir werden ein Treffen mit allen unseren Mitgliedern abhalten kann, indem ich dieses Wissen an sie weitergebe. Ich bin der Meinung, jeder sollte Bescheid wissen was zu tun ist, damit er einspringen kann, wenn die Führungsverantwortliche nicht anwesend sein können.
Das kann überall stattfinden und auch geübt werden, zu Hause, am Straßenrand, in der Kirche und sogar während der Versammlungen.

 

6. Wenn Sie zurückblicken - was hat Ihnen an diesem Seminar gefallen? 
Ich konnte neue Freunde gewinnen und einige Leute, die ich als Familie betrachte. Durch die Vernetzung habe ich viel gelernt, zum Beispiel wie politische Verhältnisse unser Leben unmittelbar beeinflussen. Meine vietnamesische Freundin erzählte mir vom Mekong-Fluss, der einen Konflikt zwischen China und Vietnam verursacht, weil China viele Dämme gebaut hat und die Menschen in Vietnam nun einen Engpass in der Landwirtschaft erleben.

 

7.Was hat Sie hier in Deutschland/Bayern besonders überrascht?

Ich war überrascht von der Vielfalt der Küche, die sich sehr von denen in Kenia unterscheiden. Mir ist auch aufgefallen, dass Brot zu allen Mahlzeiten gegessen wird, während man in Kenia nur zum Frühstück Brot isst.

Wenn Sie sonst noch etwas sagen möchten ...
Ich danke Ihnen für diese Gelegenheit. Ich hoffe, dass ich das Leben vieler Menschen verändern kann, indem ich einen "Ripple-Effekt" auslöse. Das bedeutet, dass die Menschen, die von mir lernen, die Aufgabe haben, es an andere weiterzugeben, und das geht so lange weiter, bis alle aufgeklärt sind.

 

 

Herzlichen Dank Ihnen beiden - wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Unterstützung bei der Umsetzung Ihrer Aktionspläne und dem Weitergeben des Erlernten. 

 

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Antoninah bei der Überreichung der Teilnehmerurkunde durch Dr. Klaus Heider, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

 

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Lavina mit ihrer Teilnahme-Urkunde mit Angela Kraus, stellvertretende Leiterin des Seminars und Bildungsmanagerin im HdbL, Dr. Klaus Heider, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Gunther Strobl, Leiter des Seminars und Direktor des HdbL.

 

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Artur Auernhammer, MdB und Obmann im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft begrüßte bei der Abschlussveranstaltung unsere beiden kenianischen Frauen. Er hatte im vergangenen Oktober unser Projekt vor Ort besucht.