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Musik verbindet über Kontinente – Bäuerinnen schauen gemeinsam über den Tellerrand

04. 09. 2018

Da haben die acht Kenianerinnen gestaunt – so einen Empfang haben sie nicht erwartet, heimlich werden ein paar Tränen der Rührung weggewischt als sie aus dem Bus aussteigen.

 

Der Spielmannszug Spatzenhausen hat sich vor dem Haus des Gastes formiert und begrüßt die afrikanischen Gäste mit einem bayerischen Marsch… und sofort klatschen und tanzen diese im Rhythmus mit. Spontan bedanken sich die Frauen beim Spielmannszug mit Tänzen und Gesängen aus ihrer Heimat.

 

Musikalische Überraschung

 

Christine Singer und Angelika Eberl begrüßen die Gäste und bereiten sie auf die musikalische Überraschung durch den Spielmannszug Spatzenhausen vor.

 

Der Funke sprang gleich über

 

Der Funke sprang gleich über – Zufällig probte am gleichen Abend der Spielmannszug Spatzenhausen. Aus die jungen Musikanten zu spielen begannen, tanzten und sangen die Bäuerinnen aus Afrika gleich mit.

 

Pfingsten 2018 hat Bezirksbäuerin Christine Singer zusammen mit drei weiteren Landfrauen das Projektgebiet in Westkenia besucht. Nicht um eine Safari zu machen, sondern um sich mit Kenianerinnen auszutauschen – von Bäuerin zu Bäuerin, von Frau zu Frau. Kürzlich gab es einen Gegenbesuch: Eine Delegation von Frauen aus Kenia, die gerade an einem internationalen Seminar der GIZ für Führungskräfte in Feldafing und Herrsching teilnahmen, wurden zu einem gemeinsamen Abend ins Haus des Gastes nach Spatzenhausen eingeladen.

 

„Wir möchten uns für die tolle Gastfreundschaft in Kenia revanchieren und den Austausch mit unseren Landfrauen hier vor Ort ermöglichen“ sagt Christine Singer bei der Begrüßung.

 

Seit Mai 2017 führen die bayerischen Landfrauen ein Projekt in Kenia durch, um die dortigen Bäuerinnen bei der Vertretung ihrer Interessen zu stärken, ihnen bei der Verbesserung des Einkommens behilflich zu sein und sie im Bereich Ernährungsbildung zu unterstützen.


Die Gäste aus Kenia sind enorm engagierte Frauen, die sich mit Mut und Herzblut für ihre Interessen einsetzen. Sie üben unterschiedliche Tätigkeiten aus, alle haben einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb zuhause und alle leiten Selbsthilfegruppen.


Daphne ist die Gründerin und Vorsitzende des gerade erst gegründeten kenianischen Landfrauenverbandes (WoFaAK =Women Farmer Association of Kenya).


Winnie ist Bäuerin und eines der ersten Mitglieder der WoFaAK.


Kelly ist Veterinärmedizinerin beim Landwirtschaftsministerium in Kakamega.


Virginia ist Rektorin einer landw. Fachschule.


Majuma ist verantwortlich für die Entwicklung von landw. Betrieben in Siaya.


Janet ist die erste gewählte Repräsentantin der WoFaAK für den County Siaya.


Florence koordiniert das Süßkartoffelprojekt für eine Nichtregierungsorganisation.


Nancy ist Vorsitzende einer sehr agilen Selbsthilfegruppe.

 

Sie habe viele Eindrücke aus Kenia mitgenommen, berichtet Singer. „Hier bei uns ist es selbstverständlich, permanent Strom, sauberes Wasser und geteerte Straßen vorzufinden- im besuchten Projektgebiet jedoch nicht.

 

Die Menschen dort leben mit dieser Situation.“ Umso mehr beeindruckte sie die Kraft und Lebensfreude der Frauen.

 

„Werden diese Frauen das, was wir Ihnen vermitteln wollen, auch annehmen?“, fragt sich Singer.

 

Womöglich empfinden die Kenianerinnen es als Einmischung.

 

Das traf jedoch nicht zu. „Die Frauen waren sehr interessiert und haben viel mitgeschrieben. Vor allem ältere Frauen hatten früher keine Möglichkeit einen Beruf zu erlernen, bzw. sich Fachwissen anzueignen.“ Und wer nicht wisse, wie etwa ein Kälberdurchfall zu behandeln sei, habe es schwer, erfolgreich zu wirtschaften.


„Wir haben die gleichen Themen, man spricht von Bäuerin zu Bäuerin, von Frau zu Frau“, sagt Singer.

 

Daher auch das Motto der Aktion: „Ein Beruf – zwei Welten.“

 

„Seit 2010 gibt es in Kenia eine neue Verfassung. Darin werden Frauen mehr Rechte zugestanden. Viele wissen das gar nicht und diejenigen, die es wissen, halten sich jedoch nicht daran“ beklagt die Bezirksbäuerin Christine Singer.

 

Es sind teilweise Verhältnisse, wie sie bei uns vor 100 Jahren herrschten. „Wir können uns das gar nicht mehr vorstellen Mit den einfachsten Mitteln pflanzen sie ihr Gemüse, versorgen ihr Vieh. Viel Arbeit für kleines Auskommen. Schon alleine die Wasserbesorgung ist ein enormer Aufwand, berichtet Angelika Eberl. „Die Qualität lasse sich mit dem Wasser, das bei uns aus der Leitung kommt, nicht vergleichen“ sagt Eberl. Jeder Tropfen sei wertvoll.


Dies schildert eindrucksvoll Majuma: „Bei uns im Dorf laufen die Frauen zwei Stunden den Berg hinauf zu einer Quelle um 20 Liter Wasser zu holen und danach den ganzen Weg wieder zurück – bei jedem Wetter. Dann sind sie erst mal erschöpft. Bei uns geht die meiste Zeit und Energie für die Erfüllung der Grundbedürfnisse drauf“. Und Daphne meint: „Unser Alltag ist sicher viel schwerer, trotzdem sind wir zufrieden mit dem was wir haben – auch wenn wir vieles nicht haben. Hier in Bayern sind die Menschen manchmal recht unzufrieden mit ihrer Situation.

 

Dabei fehlt es ihnen doch an nichts.“

 

Musik und Tanzeinlagen

 

Musik- und Tanzeinlagen lockern den Abend auf – der Rhythmus animiert auch unsere Landfrauen zum Mitmachen.

 

Tanzen

 

Auch Kreisobmann Wolfgang Scholz und Ohlstadt`s Bürgermeister Christian Scheuerer können sich nicht drücken und tanzen nach Kräften mit…

 

„Am nächsten Tag haben mir die Kenianerinnen erzählt, dass es ein wundervoller Abend für sie gewesen sei und dass sie lange nicht einschlafen konnten, weil sich so sehr über die vielen Besucher und deren Interesse gefreut haben“ sagt Angelika Eberl. Wieder konnten wir ein bisschen zur Völkerverständigung beitragen.

 

Im Herbst ist eine weitere Reise mit bayerischen Landfrauen nach Kenia geplant. Jedes Mal sind jedoch andere Bäuerinnen dabei. Singer ist froh, dass sie ihre Chance genutzt hat. „Dies ist ein Projekt, hinter dem ich sehr gut stehen kann, es macht Sinn.

 

Wir schicken kein Geld, sondern es ist ein direkter Erfahrungsaustausch.“ Finanziert werden die Reisen über das Bundesministerium. Noch bis Ende 2019 läuft das Projekt.

 

Singer und Eberl hoffen, dass es danach weitergeht: „Es ist wichtig, vor Ort dranzubleiben und immer wieder nachzuhaken, damit sich dauerhaft etwas tut.“